Eine bohrende, ostinate Bassfigur, warm, kräftig, drängend, dazu zaubern die Schlagzeugbesen einen markanten, aber im Sound zarten Rockrhythmus, das Piano skizziert in Moll sparsam und offen ein paar melodische Gedanken ins Geschehen: So beginnt, eine versonnene Magie erzeugend, das Stück „Gamut Warning“ und die CD „Hello Troll“ (Ozella Music) des Helge Lien Trios.
In Deutschland noch nicht allzu sehr bekannt, ist Lien in Skandinavian schon seit einigen Jahren ein Großer: Sowohl als Pianist in der Band der Sängerin Silje Neergard als auch – vor allem – als Chef des eigenen Trios trat der norwegische Pianist hervor. „Hello Troll“ ist seit dem Jahr 2000 die dreizehnte CD Liens unter eigenem Namen und mittlerweile sogar in den norwegischen Charts aufgetaucht.
Kein Wunder, wenn Kritiker bereits lange vor dem tragischen Tod Esbjörn Svenssons am 14. Juni 2008 der Meinung waren, dass Lien eigentlich jetzt schon der komplettere Svensson sei. Zumindest insofern kann man dieser Auffassung etwas abgewinnen, als die Musik der beiden Formationen in eine ähnliche Richtung geht: beide spielen Stücke – nicht ausufernde, in Form und Metrik freie Improvisationen – und beide haben viel Sinn für die Kombination von melodischen Raffinessen mit teils sogar rockig wirkenden, aber im Sound kammermusikalisch klingende Rhythmen. Es sind die lyrisch-impressionistisch wirkenden Stimmungsbilder, deren Anziehungskraft man kaum entkommt und in denen man sich beim Hören treiben lassen kann.
Wenn Wolf Kampmann in der „Jazzthetik“ schreibt, Lien zelebriere die Kraft der ästhetischen Vollkommenheit, mag er Recht haben. Mit der Einschränkung: Es ist vielleicht eine Form der ästhetischen Vollkommenheit. Eine, die sich in den klar abgesteckten Gefilden des Jazz-Piano-Trios der Traditionslinie Bill Evans, Keith Jarrett und E. S. T. bewegt und diese – vielleicht auch vergleichbar mit der Ästhetik von The Bad Plus – in Richtung von ausgearbeiteten Stücken weiterentwickelt. Es ist die brillante Ästhetik der geschaffenen Resultate, nicht so sehr die abenteuerliche Ästhetik eines Suchprozesses, mit der Helge Lien sein Publikum überzeugen kann.
Das liegt nicht nur an den markanten Kompositionen und dem auch technisch bemerkenswerten Pianospiel Liens, sondern ganz besonders auch an der Kompaktheit und der Eingespieltheit des Trios. Klasse die immer präsente, dennoch sich nie aufdrängende Schlagzeugbegleitung (Knut Aalefjær), beeindruckend der kräftige und gleichermaßen lyrisch-zarte Bass (Frode Berg).
Helge Lien Trio: Hello Troll (Ozella Music)
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