Der Kreis schließt sich, der aus Perugia in Italien stammende Klarinettist und Komponist Gabriele Mirabassi geht seinen Weg, der ihn - künstlerisch gesehen - immer wieder auch nach Brasilien führt. Nach „Velho Retrato“ und „Uno a Zero“ legte er schon vor einiger Zeit mit „Graffiando Vento“ das bis dahin dritte Album mit brasilianisch beeinflusster Musik vor.
Als Mirabassi mit „Velho Retrato“ gemeinsam mit Sergio Assad einige von dessen Kompositionen einspielte, steckte er gerade tief in der Welt der europäischen zeitgenössischen Musik-Szene. Das Verwobensein der tropischen Klänge Brasiliens mit der zeitgenössischen Musik empfand Mirabassi als „Offenbarung“, wie er selbst sagte. Wegen der „Velho Retrato“-CD wurde dann Guinga – eigentlich Carlos Althier de Sousa Lemos Escobar – auf den italienischen Musiker aufmerksam, der zwischenzeitlich mit „Uno a Zero“ eine CD mit Choro-Kompositionen von Pixinguinha eingespielt hatte. Im Werk von Villa-Lobos, Jobim und auch Pixinguinha nähern sich, so glaubt Mirabassi, die Kategorien der Populärmusik und der künstlerischen Konzertmusik zu etwas wirklich Einzigartigem und Brasilianischem an. „Gerade das zu verstehen“, so Mirabassi, „ist der Schlüssel für eine wirkliche Wertschätzung der Musik des Meisters Guinga.“ Für manchen brasilianischen Musikkritiker ist Gitarrist und Komponist Guinga jetzt schon der legitime Nachfolger Heitor Villa-Lobos, und die Einspielung „Graffiando Vento“ mit Mirabassi kann das mehr als nur untermauern. Die CD präsentiert eine Reihe von Guingas (zumindest in Brasilien) berühmtesten Kompositionen, von Gabriele Mirabassi neu für das Duo Klarinette / Gitarre arrangiert. Beide Instrumente verweben sich zu einem magisch wirkenden Klangfluss an Melodien und Stimmungsfärbungen: mal tänzerisch schalkhaft, dann wieder ernst und nachdenklich, stets außerordentlich melodiös und durch Mirabassis Klarinettenklang zauberisch schön. Auch wenn allein schon Guingas Themen geheimnisvoll anziehend wirkend – erst das Klarinettenspiel Mirabassis mit seinen betörenden Glissandi, den rasanten Tempi und dem manchmal warm-wehmütigen Ton macht aus dieser Scheibe ein Erlebnis der Extraklasse. Man höre sich nur mal „Rasgando seda“ an, und man spürt: diese Musik hat Bestand für Jahrzehnte!
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